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Der RAV wurde 40 – und das war die Party

Lukas Theune

Der RAV wurde im Februar 1979 gegründet. Wir haben im November 2019 den Geburtstag nachgefeiert. 40 Jahre sind vergangen, mehr als manch eine*r von uns alt ist. Gründe, dieses Jubiläum nicht nur zu feiern, sondern auch eine Bestandsaufnahme des Vereins und seiner Belange zu versuchen, gab es genug, und so entschlossen wir uns dazu, neben der Herausgabe eines Sammelbandes eine große Festveranstaltung zu diesem Datum zu organisieren.
Nachdem der Geschäftsführer ein ausgeklügeltes ganztägiges Programm mit mehreren gleichzeitig verlaufenden Panels zu den verschiedenen Themen des Vereins, zu der Frage, wie sich diese über die 40 Jahre verändert haben, was frühere von heutigen Gedanken und Unternehmungen in diesen Feldern unterscheidet und wo sich zukünftig wohl die Kämpfe für gleiche Rechte, für die Freiheitsrechte verorten werden, entworfen hatte, bedankte sich der Vorstand höflich. Mit einem lakonischen »Wo bleibt denn da der Spaß?« war der Plan ad acta gelegt. Stattdessen sollten sich Inhalt, aber auch informeller Austausch und Party die Waage halten.
Und so wurde es dann auch (wer also Lust hat, mit dem Geschäftsführer mal so einen Tag voller Panels zu organisieren, melde sich!).
Der gesamte Festakt begann schon mittags mit der obligatorischen, wenn auch diesmal auf das Mindestmaß verkürzten, Mitgliederversammlung, von der mir vor allem der Bericht des AK-Mietrecht im RAV in Erinnerung bleiben wird. Der RAV als klassische Lobbyorganisation, diesmal für Mieter*innenrechte, für den Mietendeckel, das war doch ein eindrucksvoller Prozess, der da geschildert wurde (vgl. auch die Beiträge von Benajmin Raabe, ab S. 46 in diesem Heft).

GRÜSSE, STATEMENTS, DISKUSSION

Nachmittags um 15:00 Uhr startete dann die eigentliche Feier im wunderschönen Festsaal Kreuzberg, moderiert von Ursula Groos in absoluter Bestform, mit der Begrüßung durch die Chefs und vier Kurzauftritte. Toll im Anschluss waren auch die Reden von Giota Massouridou und Florian Borg, EDA-Kolleg*innen1 aus Athen und Lille zu gemein­samen rechtspolitischen Herausforderungen in ganz Europa. Um 18:00 Uhr folgte dann eine Podiumsdiskussion – ›Recht als Waffe, Recht als Grenze‹ – in der mir vor allem die klare und halbwegs radikale Position der Vertreterin von Ende Gelände als weiterführend für die Debatte in Erinnerung geblieben ist: Das Recht nutzen, wo es was bringt, aber Handlungsspielräume auch jenseits des Rechts nutzen und erweitern, wo das möglich ist. Es zeigte sich, dass die Stärke des RAV, nämlich die breite Expertise in vielen Bereichen des Rechts, zugleich eine Schwäche ist, weil zugespitzte Diskussionen auf hohem Niveau schwer zu führen sind, wenn die eine über Polizei­recht und Überwachung, der andere aber über soziale Absicherungen im Sozialstaat referieren will. Dennoch, der Versuch, die verschiedenen Bereiche des Rechts zusammenzudenken und die progressiven Stimmen zusammenzubringen, ist und bleibt das Projekt des RAV, und darin sind wir wohl relativ konkurrenzlos und wichtig, wie uns von vielen Gästen an dem Abend gespiegelt wurde.

SPASS, GENUSS, KULTUR

Aber jenseits dieser relativ wenigen inhaltlichen Programmpunkte standen Spaß und Genuss dann doch im Vordergrund. Das fing schon beim herrlichen Essen an, ein Catering mit kurdischem Hintergrund und super-leckerem Kuchen (Danke, Sakine und Özkan!). Auch die Jazzband, S-Bahn‘a bin, erhielt
viel Szenenapplaus, ganz zu schweigen von den tollen DJane-Teams, die den späteren Abend bis 3:30 Uhr rockten. Besonders erwähnt werden muss aber, meine ich, der Frauenchor Judiths Krise, der im Anschluss an die Podiumsdiskussion auftrat. Mindestens ein Vorstandsmitglied gab sofort eine Bewerbung ab, und die herrlich ironische a capella-Performance sorgte für viele Lacher und Applaus. Schon am nächsten Morgen, während der leicht verkaterten Vorstandssitzung, erhielten wir die ersten Dankes-E-Mails und -Posts via Twitter zu der Feier. Was von vielen der über 300 Gäste betont wurde: Das Schöne an so einem Abend ist es, auch einfach mal wieder mit so vielen Wegbegleiter*innen, Gefährt*innen zusammenzukommen, die man über die Jahre aus den Augen verliert oder die man nicht oft sieht. Oder es sich endlich mal die Gelegenheit ergibt, sich persönlich kennenzulernen. Und sich dann am späteren Abend bei einer Zigarette oder oben auf der Empore mal wieder in Ruhe unterhalten zu können – das mag fast der wichtigste Grund für so eine Party sein. Oder kommt mir das nur so vor, in einer Zeit, in der es keine Partys mehr gibt?

Auf die nächsten 40 Jahre!

Dr. Lukas Theune ist Rechtsanwalt in Berlin und Geschäftsführer des RAV.