U(rsel)topia
Grüße und Dank aus einer besseren Zukunft
Ein Brief aus dem Jahr 2224 an die Gegenwart in jener Zukunft, in die sich InfoBrief-Redakteurin Ursula Groos projiziert, wird die Welt frei von Schuldprinzip und Täter*innen-Opfer-Zuschreibungen sein; sie wäre menschengerecht, bedürfnisorientiert und traumasensibel.
Utopia, 31.12.2224
Liebes RAV-Mitglied,
zum Ende des Jahres 2224 möchte ich als Mitglied der Weltgemeinschaft Utopia meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Für die Beiträge, die Menschen wie Ihr geleistet habt, um die Welt zu erschaffen, von der Ihr geträumt habt und in der ich heute leben darf. Ich wähle dazu das recht antiquierte Format eines Briefes, da ich glaube, dass Ihr mich so am besten verstehen könnt. Ich habe in der Schule neben unserer Weltsprache auch Deutsch gelernt, die Sprache meiner Vorfahren. Es ist mir als Individuum und uns als Gemeinschaft gleichermaßen wichtig, uns selbst und andere zu verstehen, sowie auch verstanden zu werden.
Das dürft ihr bitte nicht dahingehend missverstehen, dass wir mit allem einverstanden sind, was uns so in uns, in unserer Familie, Gemeinschaft, Region oder auf unserem Planeten begegnet. Oh nein, wir lieben es, zu forschen, zu diskutieren und zu streiten, weil wir uns immer weiter entwickeln möchten, hin zu immer mehr Frieden, Freude und Freiheit auf allen Ebenen unseres Da- und Beisammen-Seins. Konflikte zeigen uns, dass etwas noch nicht oder nicht mehr für alle Beteiligten stimmig ist und gehören in unserer Weltgemeinschaft Utopia zu unserem Selbstverständnis.
Wir leben bedürfnisorientiert, erkennen an, dass alle Mitglieder von Utopia die Bedürfnisse nach Schutz, Überleben, Sinn, Autonomie, Authentizität, Wohlbefinden, Transzendenz, Regeneration, Empathie, Interdependenz und deren Unterkategorien teilen. Wir respektieren gleichzeitig die individuelle Art und Weise, wie sie erfüllt werden wollen. Auch in uns selbst beobachten wir stets aufmerksam bis belustigt, wie verschiedene Bedürfnisse (z.B. nach Freiheit und Gemeinschaft) darum streiten, wie sie denn am besten miteinander vereinbar sein können.
Wir agieren traumasensibel, verstehen die Auswirkungen von Traumaerfahrungen auf Psyche, Verhalten und Reaktionen von Menschen. Wir achten auf Grenzen – sowohl unseres Gegenübers als auch der eigenen – sowie den respektvollen Umgang mit Macht und Ohnmacht. Nach unserem Verständnis ist ein Ereignis insbesondere dann traumatisch, wenn es als so überwältigend erlebt wird, dass es die Bewältigungsfähigkeit der Person übersteigt und starke Gefühle von Angst, Terror, Hilflosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung auslöst. Ihr wusstet schon damals, dass etwa die Hälfte aller Menschen in Eurer Gesellschaft mindestens einmal im Leben eines oder mehrere solcher traumatischer Ereignisse erlebten. Es überrascht uns, dass die Menschen zu Eurer Zeit die damit verbundenen Sorgen und Nöte oft jahrelang verschwiegen. Wir erklären uns das damit, dass es in Eurer Leistungsgesellschaft einen hohen Wert hatte, möglichst weiter »normal« zu funktionieren. Diese Unterdrückung verursachte enormen Stress. Es musste dafür viel Energie aufgewendet werden, die unmittelbar oder zunehmend bei der Bewältigung der Herausforderungen des täglichen Lebens fehlte.
Eine der häufigsten psychischen Beeinträchtigungen nach einer Traumatisierung war die sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung. Die kanntet Ihr auch schon. Sie kommt u.a. durch Schlafstörungen, Dissoziieren oder einem Vermeidungsverhalten gegenüber Reizen, die direkt oder indirekt mit dem Trauma verbunden waren, zum Ausdruck. Auch weitere, häufige Folgeprobleme waren durchaus bekannt: Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und somatische Beschwerden. Sie wurden jedoch eher als Ausdruck einer Schwäche von Menschen, die mit den gesellschaftlichen Anforderungen nicht klarkommen, diskutiert, statt als Ausdruck von Traumatisierungen.
Im Rahmen der friedlichen weltweiten Transformationsbewegung habt Ihr dann begonnen, die unterdrückten Traumata nach und nach aufzuarbeiten. Heute widmen wir uns der Prävention von Rückfällen in vergangene Gewohnheiten. Unsere Neugierde sowie unser Wunsch nach Verstehen und Freude treiben uns zu bewussten Aushandlungs- und Veränderungsprozessen an. Daran beteiligen wir möglichst viele verschiedene Menschen und Gruppen, um möglichst alle Perspektiven unserer vielfältigen Weltgemeinschaft berücksichtigen zu können.
Vor diesem Hintergrund sind wir dankbar für Entwicklungen in der Vergangenheit, wie Euren Einsatz für soziale, Menschen-, Grund- und Bürger*innenrechte. Euer Verein hatte seine Geschäftsstelle in Berlin, in der Region, die wohl mal Deutschland hieß – wobei das für uns heute nicht mehr so relevant ist.
Den RAV, wie Ihr ihn kanntet, gibt es nicht mehr. Er ist irgendwann in verschiedenen interdisziplinären Restorative- oder Transformative-Justice-Projekten aufgegangen. Rechtsanwält*innen brauchen wir heutzutage nicht mehr. Bitte lasst Euch dadurch nicht betrüben und freut Euch mit uns, dass die Anlässe Eurer Rechtskämpfe überwunden werden konnten. Wir lösen Konflikte heute selbst- und eigenverantwortlich. Vereinbarungen und Regelungen formulieren wir in einer allen verständlichen Sprache. Was bedeutet das konkret auf der globalen, wirtschaftlichen, partnerschaftlichen und mitmenschlichen Ebene? Heute handeln wir als Weltgemeinschaft in globaler Verantwortung und setzen uns für ein friedliches Miteinander ein.
Zu Eurer Zeit gab es Kriege, Gewalt und Vertreibung zwischen verschiedenen Staaten oder Staatengemeinschaften. Wir haben Mitgefühl mit all den Menschen und Gemeinschaften, die zu dieser Zeit gelebt haben, davon betroffen und/oder mit dafür verantwortlich waren. Beide Erfahrungen führten bei sehr vielen Menschen zu Traumatisierungen, die oft und unbewusst an die nächsten Generationen weitergegeben wurden. Das wirkte sich zunehmend verheerend auf das menschliche Zusammenleben aus. Es gab irgendwann nur noch die begrenzte Wahrnehmung von »Freund oder Feind«.
In der heutigen Zeit wirtschaften und investieren wir solidarisch. Natürliche und menschliche Ressourcen werden gerecht geteilt oder gleichwertig getauscht. Dadurch müssen wir weniger arbeiten und haben genug Zeit, um über uns selbst nachzudenken, unsere Stärken zu erforschen und kreativ für das Wohl aller einzubringen. Unsere Form der gegenseitigen Anerkennung sind Dankbarkeit und Freude.
Früher führte der Kapitalismus zur Ausbeutung von Mensch und Natur. Die ständige Konkurrenz, die Angst vor dem Verlust der wirtschaftlichen Existenzgrundlage, des Wohnraums oder einer gesunden Umwelt hat viele Menschen körperlich und seelisch belastet. Bereits zu Eurer Zeit gab es Forschung dazu, das diese Ängste traumatisierend wirken und im weiteren Verlauf dazu führen, dass dieser Stress Auswirkungen auf bestimmte Regionen im Gehirn hat; und das schon bei Kindern und Ungeborenen, die diesen Stress über Ihre Eltern miterlebten. Die Betroffenen waren der Gefahr ausgesetzt, immer weniger leistungsfähig zu werden und keine ebenbürtigen Start- und Teilhabebedingungen im Leben zu haben.
Das Perfide war, dass Eure Gesellschaft nicht die traumatisierenden, gesellschaftlichen Bedingungen geändert hat, sondern den davon Betroffenen vorwarf, faul zu sein und sich im Sozialsystem eingerichtet zu haben. Und dann auf der anderen Seite der Medaille: Menschen, die andere ausgebeutet haben. Heute wissen wir, dass viele von ihnen entweder durch eben dieses eigene Tun traumatisiert wurden oder aufgrund einer vorangegangenen (evtl. auch transgenerationalen) Traumatisierung (noch) nicht anders handeln konnten.
Noch heute, 200 Jahre später, tut es uns in der Seele weh, dies auf beiden Seiten nachzuempfinden. Heute leben wir in Beziehungen auf Augenhöhe. Wir sind dankbar, dass Ihr die zu Eurer Zeit herrschenden patriarchalen und diskriminierenden Strukturen benannt, ihre Folgen kritisiert und begonnen habt, sie zu überwinden. #unteilbar war ein sichtbarer Ausdruck dieses Bewusstseins.
Zu Eurer Zeit war es noch üblich, sich gegen politisch Andersdenkende abzugrenzen, sich gegenseitig auszugrenzen, abzuwerten und zu entmenschlichen. Alles Formen des Aus-dem-Kontakt-Gehens. Davon wart auch Ihr lange nicht frei, konntet es aber irgendwann überwinden. Dafür sind wir heute dankbar, denn wir leben in dem Bewusstsein, dass Ausgrenzung und Abwertung traumatisierend wirken (können). Wir bleiben im Kontakt und nehmen uns Zeit für das gegenseitige Verstehen der Bedürfnisse und Aushandeln konsensualer Lösungen. Selbst wenn wir ausnahmsweise eine Mehrheitsentscheidung treffen müssen, tun wir dies in dem Bewusstsein, dass davon abweichende Meinungen eine Berechtigung haben und Bereicherung sein können. Wir stellen in Beteiligungsverfahren rechtzeitig sicher, dass sich alle gehört und verstanden fühlen. (Selbst-)Liebe und (Selbst-)Fürsorge sind heutzutage essenzielle Qualitäten, ohne die wir nicht diese wunderbare Gesellschaft wären, die wir sind.
Wir sehen und wertschätzen uns selbst und unsere Mitmenschen für unser So-Sein. Wir unterstützen uns gegenseitig – sind füreinander da. Wir sind gleichzeitig mit unseren Bedürfnissen und denen der anderen verbunden. Fragen, die uns dabei leiten sind: »Was brauche ich? Was bereitet mir Freude? Was meine ich, braucht mein Gegenüber/meine Gemeinschaft oder würde sie erfreuen? Was brauchst du, Mitmensch/Gemeinschaft? Wäre X, Y, Z etwas, das dich in dieser Situation/deiner Entwicklung unterstützen/stärken/dir Freude machen würde?«
Es waren entscheidende Schritte, dass Ihr Euch um Menschen, die von erzwungener Migration, Diskriminierung jeglicher Art, partnerschaftlicher und/oder sexualisierter Gewalt oder auch um die Kinder aus dem Kontext häuslicher Gewalt gekümmert habt. Diese Formen des Mitgefühls und der professionellen Fürsorge waren wichtige Signale an die Betroffenen, dass Ihr sie nicht aufgrund Ihrer Erfahrung ablehnt oder Euch ihr Schicksal gleichgültig ist.
Ihr habt Euch auch für Menschen eingesetzt, die zu Eurer Zeit noch als »Täter*innen« bezeichnet wurden. Möglicherweise empfanden sie aufgrund ihrer Taten (überwiegend unbewusst) Scham und Schuld und hatten Angst, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und in den Gefängnissen, die Ihr damals noch hattet, verbannt zu werden. Wir danken Euch, dass Ihr Euch auch für die Beschuldigten, Angeklagten und Verurteilten eingesetzt habt.
Es macht uns heute sehr betroffen, dass Eure Gesellschaft Strafen noch als notwendig erachtet hat. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass damals viele Ursachen von Gewalt und Konflikten in Euren Gesellschaftsformen begründet lagen. Bis zu 90 Prozent der Menschen, die wegen Sexual- oder Gewaltdelikten verurteilt wurden oder im Maßregelvollzug landeten, waren als Kinder selbst Opfer von Missbrauch, sexualisierter oder häuslicher Gewalt. Ein Umkehrschluss ist unzulässig. Es gab keinen Automatismus, wonach jede von Traumata betroffene Person Täter*in geworden ist. Eine große Rolle spielte unter anderem die Verfasstheit der Person zum Zeitpunkt des potenziell traumatisierenden Ereignisses sowie, ob sie danach als Betroffene wahrgenommen wurde und eine empathische, auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Unterstützung bekam.
Eure Gesellschaft hatte weder einen Blick für die von ihr produzierten Missstände noch die daraus resultierenden Traumata. Sie hat keine Verantwortung dafür übernommen. Sie war noch nicht bereit, sich selbst, ihre Annahmen, Systeme und Mechanismen infrage zu stellen. Stets wurden die Ursachen für Missstände im Außen, im (feindlichen, minderwertigen, andersdenkenden) Anderen, im »von der Norm abweichenden« Einzelnen gesucht und dort eine Änderung gemäß der eigenen Vorstellungen gefordert. Es gab fast kein Bewusstsein dafür, dass es sich nach Jahrhunderten von Kriegen, Patriarchat, Bedrohung und Vernichtung um eine völlig traumatisierte Gesellschaft handelte, in der man lebte.
Die einzelnen Mitglieder haben für die von ihnen begangenen Regelverletzungen ebenfalls ihre Verantwortung weder erkannt noch angenommen. Sie waren ein Stück weit gefangen in ihrem Gefühl, benachteiligt, nicht gesehen, ausgeschlossen und somit selbst »Opfer« zu sein. Da war kaum Raum, um die eigenen "Täteranteile" zu erkennen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Besonders, da diese Verantwortungsübernahme die Gefahr barg, in einen weiteren Traumatisierungszyklus des "berechtigten Ausschlusses" zu geraten. Hier wie dort und sogar in Euren Gerichtsverfahren galt also die Devise: Leugnen, leugnen, leugnen. Eine wirklich destruktive Wechselwirkung und Abwärtsspirale.
Großen Dank, dass Ihr durch Eure Arbeit potenzielle Täter-Opfer-Dynamiken unterbrochen habt – zunächst eher unbewusst. Wie ging es weiter? Immer weniger Menschen sahen einen Sinn darin, so weiter zu machen wie bisher. Die Ohnmachtsgefühle wurden größer, das Weltgeschehen wirkte wie von den Bedürfnissen der Menschen abgekoppelt. Sie sahen sich zunehmend prekären Verhältnissen ausgesetzt und das Vertrauen, dass das eine Prozent etwas von seinem Reichtum an die 99 Prozent Restbevölkerung abgeben würde, war dahin. Vielmehr gab es stets neue Formen und Felder des Gegeneinander Ausspielens. Die meisten wollten sicher irgendwie friedlich neben- und miteinander existieren...nur das konkrete »Wie« war nicht so leicht gefunden.
Mehr und mehr Menschen stellten sich die Frage, was hat uns an diesen Punkt gebracht? Wie konnte es soweit kommen? Haben wir einen Anteil daran? Wenn ja, was kann unser Beitrag zu einer wirklich menschen-gerechten Zukunft sein? RAV-Mitglieder haben stets den Wert interdisziplinärer Zusammenarbeit erkannt. Sie haben von Psycholog*innen, die ihre Mandant*innen begutachteten und behandelten, erfahren, dass es Traumata gibt, wie sie entstehen, wie sie im Einzelfall oder kollektiv wirken und schließlich, wie sie auch geheilt werden können. Ihr habt in Erwägung gezogen, dass nicht nur Eure Mandant*innen durch Traumata belastet sind, sondern auch Ihr selbst es seid. Euch wurde zunehmend bewusst, dass weder traumatisierte Menschen noch Gesellschaften frei sind in ihren Handlungen, sondern in einem Täter*innen-Opfer-Schema feststecken, das permanent neue Täter*innen-Opfer (-Beziehungen) schafft.
Ihr habt erkannt, dass Herrschaftsstrukturen und jegliches gewaltvolles, ausgrenzendes, abwertendes oder als bedrohlich empfundenes Verhalten Ohnmachtsgefühle und Verletzungen produziert, die zu Traumata führen (können). Ihr habt diese Muster identifiziert – zunächst in Euch selbst – als Privatpersonen und als Rechtsanwält*innen. Das legte den Blick frei für die Mechanismen in dem Euch umgebenden und von Euch (als Privatpersonen und Rechtsanwält*innen) mitgestalteten Gesellschafts-, Straf- und Rechtssystem. Euer Handeln war zunehmend geprägt von dem Gedanken: Statt äußere Feinde bekämpfen, Frieden mit uns selbst schließen.
Die Suche nach alternativen, traumasensiblen Konfliktlösungsmodellen führte zu einer vertieften Auseinandersetzung mit »Restorativen Praktiken/Restorative Justice/Transformative Justice/Heilsamer Gerechtigkeit«. Diese Entwicklungen geschahen freiwillig und parallel überall auf der Welt – heute bekannt als Zeit der friedlichen Transformationsbewegung. Menschen bearbeiteten individuell ihre Traumata, waren dadurch in der Lage, anders als bisher zu interagieren. Dies führte zu Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene. Neue Gesellschaftsmodelle wurden erarbeitet, die bis heute eine permanente Reflexion und Anpassung fördern und erfordern. Zunehmend konnten potentiell traumatisierende Strukturen und traumatisierendes individuelles Handeln in konstruktivere Formen gebracht werden, die Übernahme von Verantwortung konnte von immer mehr Menschen geleistet werden.
Weil Utopia eine bedürfnisorientierte und traumasensible Gesellschaft ist, kommt sie ohne Täter*innen-Opfer-Zuschreibungen und Strafrecht aus. Euer Konzept von Schuld ist für uns aus heutiger Sicht am schwierigsten nachzuvollziehen. Wir kommen gar nicht auf den Gedanken, dass eine Person oder Gruppe eine andere schädigen will. Unser Fokus ist darauf gerichtet, dass es allen Menschen gut geht. Natürlich kann auch mal was schiefgehen, weil wir nicht perfekt sind.
Sobald es zu Verletzungen und Konflikten kommt – wozu es immer kommen kann, weil es Menschen sind, die in Utopia leben – wird geschaut, was die am Konflikt Beteiligten brauchen, um den Konflikt zu lösen, Schäden auszugleichen/wiedergutzumachen und Verletzungen zu heilen. Da, wo es einer einzelnen Person nicht möglich ist, tritt die Gemeinschaft solidarisch in Vorleistung. Denn Mitgefühl und Unterstützung entsprechen traumasensiblem Verhalten, beugt Verletzungen sowie Traumata auf Seiten der Betroffenen vor und unterstützt die verantwortliche Person bei der Übernahme der Verantwortung.
Sofern Vertreter*innen der Gesellschaft von den Konfliktparteien beigezogen werden, prüfen sie stets, ob der Konflikt Ausdruck/Symptom eines gesellschaftlichen, strukturellen Missstandes ist, es auf dieser Ebene Veränderungen bedarf. Hier übernimmt also die Gemeinschaft die Verantwortung dafür, dass ihr trotz bester Absicht nicht alles gelingt oder Missstände noch nicht realisiert und behoben wurden.
Heute stehen jederzeit, überall und von klein auf für alle zugänglich verschiedene traumasensible Settings wie Mediation, Familien-, Gemeinschaftskonferenzen oder Friedenszirkel, Dialogformate, etc. zur Verfügung. Die Beteiligten suchen sich das Format heraus, in dem sie sich mit ihren jeweiligen Anliegen und Bedürfnissen gehört, gesehen, sicher und gut unterstützt fühlen. In dem sie dann ihrerseits in der Lage sind, für ihren Anteil am Konflikt die Verantwortung zu übernehmen.
Wir danken Euch für die Arbeit in Eurem Inneren und im Außen zur Vorbereitung des Weges nach Utopia!
Es grüßt von Herzen voll Energie und Lebensfreude
Die U(rsel)topistin
Ursula Groos ist Rechtsanwältin, Mediatorin, RAV-Mitglied und dessen ehemalige Geschäftsführerin. Sie lebt in der Nähe von Berlin.