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Jin, Jiyan, Azadî
Stopp mit der Repression in Iran
Weg mit der Todesstrafe

Aufruf zur Teilnahme an Protestkundgebung, 7.11.2022
©Chr. Ditsch https://christian-ditsch.photoshelter.com/

Foto von der Protestkundgebung am 7.11.22 vor dem Brandenburger Tor. Es zeigt u.a. Anwältinnen und Anwälte in Robe. Bild: ©Chr. Ditsch https://christian-ditsch.photoshelter.com/

Jin – Jiyan – Azadî
Stopp mit der Repression im Iran
Weg mit der Todesstrafe
Sofortige Freiheit für die politischen Gefangenen

Wir, Richter*innen, Rechtsanwält*innen, Jurist*innen wollen am Montag, den 7. November 2022 um 17 h auf dem Pariser Platz (Brandenburger Tor) unsere Solidarität, unsere tiefste Bewunderung für die feministische Revolution im Iran, für die Frauen, aber auch für alle anderen Menschen, die trotz der Verfolgung auf die Straße gehen und gegen das iranische Regime protestieren, zum Ausdruck bringen. Insbesondere richten wir uns heute gegen die diese Woche verhängten Todesurteile gegen Demonstrant*innen.

Seit fast zwei Monaten finden Proteste in Iran statt. Was als Protest gegen den Zwang zum Tragen eines Hijabs und die Tötung von Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam begann, hat sich zu einer landesweiten Revolution ausgeweitet, die sich gegen das Regime direkt richtet und von sehr vielen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird.

Die Repressionen gegen die mutigen Menschen in Iran – allen voran Frauen, die sich gegen jahrzehntelange Demütigung und Unterdrückung erheben – ist brutal und setzt auch auf Tötung der Gegner*innen, nun eben auch mittels gerichtlicher Todesurteile. Vor allem die Basij-Milizen und die Polizei gehen staatlich gewollt und mit äußerster Brutalität gegen die Protestierenden vor. Bisher sind über zweihundert Menschen getötet und eine Vielzahl von Menschen verletzt und gefangen genommen worden. Gegen ca. 1000 von ihnen sollen jetzt Verfahren geführt werden.

Die meisten festgenommenen Demonstrant*innen haben bislang keine Möglichkeit, anwaltlich vertreten zu werden. Berichten zufolge wurden bei einer Protestversammlung vor der Anwaltskammer in Teheran, die die mangelhaften Rechtsberatungsmöglichkeiten für verhaftete Demonstrant*innen scharf kritisierte, mindestens drei Anwält*innen festgenommen. Die Polizei setzte Tränengas gegen die demonstrierenden Kolleginnen und Kollegen ein. Trotz der massiven rechtsstaatlichen Bedenken wurden schon die ersten Todesurteile verhängt, aus dem einzigen Grund, für ihre Freiheitsrechte auf die Straße gegangen zu sein.

Die Menschen auf den Straßen Irans, die zum Tode Verurteilten, brauchen unsere ungebrochene Solidarität. Gerade als Richter*innen, als Rechtsanwält*innen, als Jurist*innen stehen wir ein für die Verteidigung der Menschenrechte. Für das Recht, gegen ein unmenschliches Regime auf die Straße zu gehen, für das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und für das Recht auf Leben und gegen staatlich legitimiertes Töten.

Wir sind  zutiefst entsetzt über die Repressalien, denen viele iranische Rechtsanwält*innen ausgesetzt sind – sie werden unter Druck gesetzt, erhalten Drohungen und werden verhaftet allein wegen der Ausübung ihres Berufs. Wir bekunden unsere Solidarität mit den angegriffenen Kolleg*innen.

Deshalb fordern wir:

  • Sofortiges Ende jeglicher Repression gegen die Protestierenden und ihre Anwält*innen in Iran und die Freilassung der politischen Gefangenen;
  • Sofortige Aufhebung der Todesurteile gegen die Aktivist*innen in Iran;
  • Keine Zusammenarbeit und Verhandlungen mit Iran vor Aufhebung der Todesurteile und vor Beendigung der Repression und Strafverfolgung gegen die Protestierenden.
     

 Jin – Jiyan – Azadî

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