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Historie

»Wir erleben einen fortschreitenden Abbau von Freiheitsrechten der Bürger. Die Angst, nonkonformistische Meinungen zu äußern, hat zugenommen. ›Radikale‹ Ansichten in der Jugend können dazu führen, vom gewünschten Beruf ausgesperrt zu werden. Neue Polizeigesetze gehen vom grundsätzlichen Misstrauen des Staats gegenüber den Bürgern aus; sie geben der Polizei Befugnisse und Waffen, die der Freiheitlichkeit unserer Republik bedrohlich sind« (aus dem Gründungsaufruf, 1979).
Der RAV wurde 1979 als politische Anwaltsorganisation neben den Strafverteidigervereinigungen gegründet. In einer Zeit, die von öffentlichen Angriffen sowie Straf- und Ehrengerichtsverfahren gegen Anwälte geprägt war – vor allem gegen solche, die in politischen Strafverfahren verteidigten –, sollte eine schlagkräftige Interessensvertretung aufgebaut werden. Ein ›Republikaner‹ war und ist ein radikaler Demokrat, also einer, der auf dem Vorrang der Menschen- und Bürgerrechte gegenüber den Interessen staatlicher und wirtschaftlicher Institutionen besteht und stets mehr Demokratie will, als gerade erreicht ist.
Für den Anwaltsberuf heißt das, Recht als Waffe zu verstehen, es für Schwächere gegen Herrschaft einzusetzen und es auf die republikanischen Ziele hin weiterzuentwickeln.
Dem Begriff ›republikanisch‹ fühlt sich der RAV ungeachtet dessen, dass eine rechtsradikale Partei sich diesen Namen sinnwidrig anmaßt, nach wie vor verpflichtet.

Im Vergleich zu 1979 hat sich die Rechtswirklichkeit stark verändert. Engagierte Anwältinnen und Anwälte sind in der Öffentlichkeit weitgehend akzeptiert, jedenfalls nicht mehr andauernden Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt. Exponierte RAV-Mitglieder wurden Bundes- und Landesminister, Präsidenten von Rechtsanwaltskammern o.ä.
Die Probleme der Mandantinnen und Mandanten ähneln jedoch denen aus der Gründungszeit des RAV. Die Rechte von Geflüchteten und Nichtdeutschen werden, begleitet von einem auch regierungspolitisch getragenen rassistischen Diskurs – beständig eingeschränkt. Die Opfer einer irrationalen Drogenpolitik finden sich ebenso in den überfüllten Haftanstalten wie eine wachsende Zahl so genannter ›Armutskrimineller‹. Wesentliche Errungenschaften des Sozialstaates wurden und werden abgebaut. Erst recht auf globaler Ebene sind Fortschritte in Richtung einer gerechten Wirtschaftsanordnung kaum auszumachen. Stattdessen weitet der Staat Eingriffsbefugnisse im Zuge der so genannten ›Terrorismusbekämpfung‹ seit 2001 stetig aus. Selbst menschenrechtliche Grundlagen wie das Folterverbot werden unter einem scheinbar grenzenlosen Sicherheitsparadigma in Frage gestellt und Kriege als Präventionsmaßnahme gerechtfertigt.
Insoweit ist auch die Präambel des RAV aus dem Gründungsjahr von ungebrochener Aktualität, in der es heißt: »Recht ist Instrument der Begründung und Sicherung von Herrschaft. Es ist aber auch eine Waffe, sich gegen Herrschaft zur Wehr zu setzen. Das Recht in dieser Weise zugunsten des oder der Schwächeren zu nutzen und zu entwickeln, ist Ziel dieser Vereinigung«.


Weiterführende Informationen:
Aufruf zur Gründung einer bundesweiten Anwaltsvereinigung zur Verteidigung der freien Advokatur (1979)
Gründungsmitglieder

Fortbildungen

27.04.24 10:00 - 15:00 - Berlin

Sem.Nr. 24-6 | RA'innen Undine Weyers und Einar Aufurth

07.05.24 17:00 - 20:30 - Berlin

Sem.Nr. 24-7 | RA Peter Brasche | 3 Std. Seminarzeit gem. FAO

15.05.24 16:00 - 19:00 - Berlin

Sem.Nr. 24-8 | RA*innen Christine Lüth und Yaşar Ohle| 3 Std. Seminarzeit gem. FAO

01.06.24 10:00 - 18:30 - Hamburg

Sem.Nr. 24-9 | RA Dr. Bernd Wagner und RA Dr. Lukas Theune | 7,5 Std. Seminarzeit gem. FAO

13.09.24 15:00 - 18:00 - Berlin

Sem.Nr. 24-17 | RAinnen Dr. Vivian Kube, Hannah Vos, Anna Gilsbach | 3 Std. Seminarzeit gem. FAO

Fachanwaltskurs Migrationsrecht

17.11.23 - 31.05.24 10:00 - 18:00 - Berlin

Kurs in 7 Bausteinen zum Erwerb besonderer Kenntnisse gem. §§ 4, 14 p FAO ***noch 1 freier Platz***

Fachanwaltskurs Strafverteidigung

13.10.23 - 10.03.24 10:30 - 17:00 - Hamburg

Lehrgang in 7 Bausteinen zum Erwerb besonderer Kenntnisse gem. §§ 4, 13 FAO
 

Aktuelle Publikationen

Der InfoBrief #125 als PDF